Eine Rezeptidee
Innovative Textvariationen statt Content-Einheitsbrei
Niemand mag Einheitsbrei, weder beim Essen noch beim Lesen. Wer ansprechende Texte gestalten will, sollte seine „Textgerichte“ daher wie ein Koch mit Raffinesse planen und gelegentlich neue Kreationen wagen. Neben dem Blick auf den Appetit und die Vorlieben der Leser*innen braucht es dafür auch Kreativität im Umgang mit Textgattungen und Textstrukturen. Ein Rezeptvorschlag in vier Schritten soll inspirieren, damit Content zur Delikatesse werden kann.
1. Die Portionsgröße: Bitte nicht zu üppig! – Textlänge und Lesezeit
Ein 5-Gänge-Menü ist eine großartige Sache – allerdings nicht, wenn Sie beim Sonntagsspaziergang eigentlich nur eine Kugel Eis genießen wollen. Wer seinen Leser*innen den Appetit nicht verderben will, sollte daher auf eine klare Textform und eine passende Textlänge achten. Dazu einige Anregungen:
Was koche ich heute? – Die Textform
Wer seinen Leser*innen nur einen Social-Media-Post schmackhaft machen möchte, sich dabei aber in der Textlänge eines Blogbeitrages verliert, wird auf wenig positive Resonanz stoßen. Deshalb sollte stets Klarheit und eine gewisse Strenge bezüglich der Textform herrschen, um der Leserschaft weder mit zu großen noch mit zu kleinen Textportionen den Appetit zu verderben.
Die richtige Portionsgröße - sinnvolle Content-Längen
Die Textlänge sollte zwar nicht als „Goldenes Kalb“ gesehen werden, dennoch ist es sinnvoll, je nach Textform entsprechende Richtwerte (Quelle: netzproduzenten.de) zu beachten:
Instagram- / Facebook-Post | 50 bis 140 Wörter |
News | 250 bis 400 Wörter |
Blogartikel | 500 bis 1000 Wörter |
Reportagen und Fachartikel | 1500 Wörter oder mehr |
Ein wichtiger Appetizer – Die Lesezeit
Auf immer mehr Plattformen lassen sich Angaben zur geschätzten Lesezeit von Beiträgen finden. Auch wenn die Lesezeit letztlich nur eine andere Einheit zur Angabe der Textlänge ist, bietet die Kenntnis der Lesezeit vielen Leser*innen dennoch einen nützlichen Maßstab zur Beurteilung der Attraktivität des Contents. Wer nach einem langen Arbeitstag in der Bahn müde durch LinkedIn scrollt, wird sich für einen Text mit zehn Minuten Lesezeit vermutlich nur schwer begeistern lassen. Im Gegensatz wird jedoch auch ein*e Leser*in auf der Suche nach einem Fachartikel bei einer Lesezeit von zwei Minuten weiterscrollen, da er*sie in einem solch kompakten Artikel nicht den gewünschten Tiefgang vermutet.
Berechnung der Lesezeit
Die Lesezeit von Artikeln kann mit einer einfachen Formel kalkuliert werden:
Gesamtwortzahl des Textes : 200 = Lesezeit in Minuten.
Der Wert „200“ geht dabei von der Annahme aus, dass mittelmäßig geübte Leser*innen Blogtexte oder Zeitungsartikel mit einer Geschwindigkeit von 200 Wörtern pro Minute (WPM) lesen (Quelle: magazinmedien.de). Bei Fachliteratur ist der Wert geringer, bei leichter Literatur entsprechend höher.
2. Der Sättigungsgrad: Zu light, zu schwer oder einfach passend? – Der Textgehalt
Ein Sauerbraten mit Klößen und Rotkohl ist ein wunderbares Gericht – aber nicht im Hochsommer, in dem viele bei heißen Temperaturen eher einen Salat oder einen leichten Auflauf bevorzugen. In ähnlicher Weise muss auch die Schwere bzw. der Gehalt Ihrer Texte zu den Bedürfnissen Ihrer Zielgruppe passen:
Kenn Deine Gäste! – Die Zielgruppe
Textlänge bzw. Lesezeit sind nur ein Parameter für die Attraktivität Ihrer Texte. Genauso wichtig ist jedoch, dass Ihre Leser*innen in Ihren Beiträgen genau die Inhalte finden, die ihrem Appetit entsprechen. Wer zwischen Tür und Angel in Social Media surft, braucht „Snackable Content“ (Quelle: springerprofessional.de). Wer nach Fachinformationen zu einem IT-Thema sucht, wünscht sich dagegen fundierte Texte mit umfassenden Informationen. Doch Vorsicht: Ein gehaltvoller Inhalt sollte nicht mit einer schweren Sprache verwechselt werden.
Vorsicht mit Fast Food! – Die Relevanz
Zugegeben, Fast Food ist hin und wieder einfach lecker. Doch nach dem kurzen Vergnügen kehrt der Hunger meist schnell zurück. Ein Problem, das auch viele Texte betrifft: Schöne Bilder, nette Headlines, aber ein Inhalt, der keinen echten Nährwert bietet. Es gibt kaum einen größeren Fehler, als Leser*innen mit Banalitäten zu langweilen. Wer Relevanz vermissen lässt, wird Leser*innen verlieren. Deshalb ist immer wieder Straffen, Prüfen und Kürzen angesagt. Was nichts zum Thema beiträgt, fliegt.
3. Das Anrichten: Das Auge isst / liest mit! – Die Textgestaltung
Gute Köche können sogar einen Grünkohleintopf als Augenweide gestalten.
Ebenso sollten auch Texter*innen in der Lage sein, selbst Texte zum Umsatzsteuerrecht so zu „dekorieren“, dass der Appetit der Leserschaft steigt.
Bitte keinen Einheitsbrei! – Die Textstruktur
Wie der Gast im Restaurant erst einmal die Augen über das eben angereichte Gericht kreisen lässt, so prüfen auch Leser*innen den Text vor dem Lesen. Ein entscheidender Moment. Denn was nicht appetitlich angerichtet ist, kann den Appetit verderben. Deshalb sollten Texte stets klar „angerichtet“ sein. Neben Haupt- und Zwischenüberschriften spielen dabei auch Bulletpoints sowie Infoboxen, Zitate und Bildunterschriften eine wichtige Rolle.
Noch Garnierung oder schon Salatteller? – Die Bildauswahl
Es gibt Restaurants, die ihre Gerichte so üppig garnieren, dass das nette Beiwerk schon beinahe einem Beilagensalat gleicht. Das ist gut gemeint, aber zu viel des Guten. Ebenso sind Bilder in Texten eine willkommene Auflockerung. Sie sollten aber stets thematisch passend sein und nicht vom eigentlichen Inhalt ablenken.
4. Die Appetitmacher: Den Hunger wecken – Kreative Textformate
Bislang hat es wohl kein Unternehmen geschafft, den Appetit auf sein Produkt so fest mit einer Uhrzeit zu verbinden, wie der Hersteller eines quadratischen Knusperskeks, der laut Werbeansage der perfekte 09:30-Uhr-Snack ist. Auch bei Texten ist es hilfreich, nach kreativen Textformaten zu suchen.
„Ich hätte ein Hüngerchen.“ – Der Veröffentlichungszeitpunkt
Wer seinen Content nicht einfach zu beliebigen Zeiten unters Volk bringt, sondern einem festen Schema folgt, kann unter Umständen ein positives Ritual für seine Leserschaft prägen. Neben den besten Posting-Zeiten für die unterschiedlichen Social-Media-Plattformen sollten Sie zudem bedenken, wo sich Ihre Zielgruppe wann befindet und wann ihr „Texthunger“ vermutlich am größten ist.
Die besten Zeiten für Social-Media-Postings
Während B2C-Posts am besten vor oder nach der Arbeit performen, sind B2B-Postings vor allem innerhalb der Arbeitszeit erfolgreich, wie die nachfolgende Aufstellung (Quelle: HubSpot) zeigt.
B2C: Sa + So: 12 bis 13 Uhr B2B: Mo – Fr: 9 Uhr / 13 bis 15 Uhr / 18 bis 21 Uhr |
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B2C: Mo – Fr: 6 bis 8 Uhr / 17 bis 20 Uhr B2B: Mittagszeit |
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Di, Mi, Do: 8 bis 12 Uhr / 16 bis 18 Uhr | |
Di, Mi, Do: 8 bis 12 Uhr / 17 bis 18 Uhr |
„Das musst du mal probieren!“ – Mut zu neuen Formaten
Wie der quadratische 09:30-Uhr-Snack eine neue Mini-Mahlzeit geprägt hat, so sollten Sie auch für Ihre Texte nach kreativen Formaten suchen, mit denen Sie bei Ihrer Leserschaft den Textappetit wecken können.
Wie wäre es z. B. mit einem „MontagMorgenMotivator“ für Endkund*innen auf Instagram oder einem „Karrieresnack“ als Kurzbeitrag zu Karrierethemen auf LinkedIn für die Mittagspause am Mittwoch?
Mit Fantasie und Raffinesse lassen sich verschiedene Textgerichte kreieren, die den Appetit Ihrer Leser*innen anregen und Appetit auf mehr wecken.
Guten Appetit, liebe*r Leser*in!